38 werden können. Dagegen befinden sich unter den Ölexporteuren einige gut situierte Länder mit ohnehin sehr hoher Sparquote, so dass deren Einkommens- verlust nur wenig Nachfrage kosten sollte. Insofern dürfte die globale Konsumnachfrage im Ergebnis der Preisverschiebungen steigen. Daneben ist ein positiver Effekt auf die Arbeits- produktivität in der Weltwirtschaft denkbar, wenn mehr von der relativ günstiger gewordenen Energie eingesetzt werden kann. Insgesamt dürfte die Weltwirtschaft konjunkturell 2015 durch das günstige Öl positiv beeinflusst werden. Euroraum setzt Erholung fort Im Euroraum ist eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung zu erhoffen. Das BIP des Euroraums könnte 2015 um rund ein Prozent wachsen. Ob dabei auch bis zuletzt stagnierende Länder wie Italien in den Wachstumsprozess mitgenommen werden können, ist noch offen. Außerdem bleibt die Entwicklung in Griechenland politisch und institu- tionell kritisch. Die Abwertung des Euro, die sich zu Jahresbeginn 2015 noch vertieft hat, dürfte den Export aus dem Währungs- raum heraus jedenfalls beflügeln. Gegenüber dem US-Dollar notiert der Euro im Januar 2015 um rund 22 US-Cent oder 16 % günstiger als ein Jahr zuvor. Dies kann selbstverständlich die nötigen wirtschaftspolitischen Anstrengungen nicht ersetzen und darf nicht zu einem Nachlassen führen. Strukturreformen sind weiter dringend erforderlich. Aber sie können nun mit Rückenwind von der Wechselkurs- und Rohstoffpreisent- wicklung umgesetzt werden. Deutschland könnte Wachstum aus 2014 wiederholen Ein Wachstum dürfte sich 2015 vor allem aus der Binnennachfrage speisen. Die Rahmenbedingungen für den privaten Konsum sind bei weiterhin stabiler Beschäftigung, einer gewissen Zuwan- derung, moderaten Lohnsteigerungen, stabilen Preisen und einem extrem niedrigen Zins sehr förderlich. Es ist deshalb gut vorstellbar, dass der private Konsum sogar mit einer höheren Rate expandiert als das BIP insgesamt. Bei den Anlageinvestitionen ist noch offen, ob die in den letzten Jahren zu beobachtende Zurückhaltung überwunden wird. Unter dem Strich bestehen, nicht zuletzt bei der guten Ertragslage der Unternehmen und dem auf Sicht weiter anhaltenden Niedrigzins- umfeld, alle Chancen für mehr Inves- titionen. Bei einem Wachstum leicht über dem Produktionspotenzial geben die ungefähr normal bis leicht überdurch- schnittlich ausgelasteten Kapazitäten ebenfalls Anlass zu mehr Investitionen. Schließlich könnte auch der öffentliche Sektor einen Wachstumsbeitrag leisten, wenn der mit dem inzwischen erreichten Haushaltsausgleich gewonnene Spielraum für mehr Investitionen in Bildung und Infrastruktur genutzt wird. Insgesamt erscheint für 2015 erneut ein Wachstum in der Größenordnung von rund 1,5 % erreichbar. Verbraucherpreise stabilisieren sich auf niedrigem Niveau Der Preisauftrieb wird 2015 in Deutsch- land und erst recht im Euroraum, wegen der dort in Teilen immer noch herrschenden Unterauslastung, moderat bleiben. Wie stark die Raten gedrückt bleiben, hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Ölpreise ab. Die meisten Prognosen gehen im Jahresdurchschnitt von Steigerungen der Verbraucherpreise in Deutschland um knapp ein Prozent und im Euroraum um knapp ein halbes Prozent aus. EZB beginnt Quantitative Easing Die EZB hat ein Quantitative Easing (QE) – also den Ankauf von Staatsanleihen in erheblichen Größenordnungen – begonnen. Die Details und Wirkungen des neuen Programms werden sich in den ersten Monaten des Jahres 2015 weiter herauskristallisieren. Ein solch extremes Instrument der Geldpolitik ist an sich nur gerechtfertigt, wenn sich tatsächlich deflationäre Gefahren verdichten. In jedem Fall ist ein QE mit erheblichen Risiken und Nebenwir- kungen verbunden. Es drohen eine immer weiter reichende Verzerrung von Finanzmarktpreisen und nicht zuletzt